Psychoanalytische Förderdiagnostik und die Beratung von Erziehern

Über die Zusammenführung von Lehre, Forschung und Erziehungsberatung unter Einsatz der Wiener Fassung des „Hampstead-Profils“ nach Anna Freud

Projektleiter:

  • Ao. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Datler
  • Dr. Gertrude Bogyi (Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters der Universität Wien)

Projektträger:

  • Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Wien
  • Interfakultäres Institut für Sonder- und Heilpädagogik der Universität Wien
  • Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters der Universität Wien
  • Magistratabteilung 12 der Gemeinde Wien (Jugendamt der Gemeinde Wien)

Kurzbeschreibung:

Anna Freud entwickelte in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts vor dem Hintergrund psychoanalytischer Theoriebildungen ein Kategoriensystem, das es erlaubt, Eindrücke und Daten, die etwa aus diagnostischen Interviews und anderen Quellen stammen, sowie deren Interpretation so zu ordnen, dass differenzierte entwicklungs- und förderdiagnostische Aussagen über Kinder und Jugendliche gewonnen werden können. Dieses Kategoriensystem wird in der psychoanalytischen Fachliteratur als „Metapsychologisches Entwicklungsprofil“ bzw. als „Hampstead-Profil“ bezeichnet.

Das Hampstead-Profil kam insbesondere im Zusammenhang mit der Frage nach der Indikation von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie sowie in der psychoanalytischen Entwicklungsforschung zum Einsatz.

Im Rahmen des vorliegenden Projekts wurde (1.) Anna Freuds Kategoriensystem vor dem Hintergrund jüngerer Ansätze im Bereich der psychoanalytischen Persönlichkeits- und Entwicklungstheorie modifiziert. (2.) Es wurde erprobt, in welcher Weise die Arbeit mit der so entwickelten Wiener Fassung des Hampstead-Profils in den Dienst der förderdiagnostischen Einschätzung von Kindern und Jugendlichen gestellt werden kann, die in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften betreut werden, und inwiefern dies mit der Beratung von Erzieherinnen und Erziehern verbunden werden kann, die in diesen Wohngemeinschaften arbeiten.

Im Anschluss darin entstanden überdies zwei Studien, die sich mit der Frage befassten, welche Bedeutung dem Einsatz der Wiener Fassung des Hampstead-Profils in der pädagogischen Arbeit mit geistig behinderten Menschen eingeräumt werden kann.

Projektdauer:

1985-1991

ProjektmitarbeiterInnen:

  • Mitarbeiterinnen der Magistratabteilung 11 (u.a. Michael Sageder, Christa Schedenigg, Hermann Schügerl, Raphaela Tischina, Wakter Sturm)
  • Studierende verschiedener Projektseminare, die während der Projektlaufzeit an der Universität Wien angeboten wurden und Studierenden die Möglichkeit eröffneten, diagnostische Interviews mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durchzuführen und diagnostische Profile nach der Wiener Fassung des Hampstead-Profils durchzuführen.

Veröffentlichungen:

Datler, W.:

Zeit, Strukturen und Lebensalter II. Über Prozesse der Bildung basaler psychischer Strukturen und die heilpädagogische Arbeit mit „verhaltensauffälligen“ Jugendlichen.

In: Hof-mann, Chr., Brachet, I., Moser, V., Stechow, E. (Hrsg.): Zeit und Eigenzeit als Dimension der Sonderpädagogik. Edition SHZ der Schweizerischen Zentralstelle für Heilpädagogik: Luzern, 2001, 157-166

Weiss, Th.:

Die Anwendung des modifizierten Hampsteadprofils auf einen geistig behinderten Jugendlichen.

Diplomarbeit, Universität Wien, 2001

Sageder, M.:

Psychoanalytisch-pädagogisch orientiertes Handeln im Grenzbereich. Kritische Analyse eines (misslungenen) Versuchs der Arbeit mit einem neunjährigen Buben in einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft,

Diplomarbeit, Universität Wien, 1998

Sengschmied, I.:

Psychoanalyse und Erzieherberatung. Überlegungen zu Veränderungsprozessen des erzieherischen Handelns im Wiener Hampstead-Profil.

Diplomarbeit, Universität Wien, 1996

Bakic, J.:

Eine Methode zur Untersuchung von Persönlichkeits­struktur­veränderungen von Kindern und Jugendlichen. Können Persönlichkeits­struktur­veränderungen von Kindern/Jugendlichen einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft auf die Arbeit im Rahmen des „Wiener Profil-Projekts“ zurückgeführt werden?

Diplomarbeit, Universität Wien, 1995

Oberegelsbacher, S.:

Psychoanalytische Pädagogik und geistige Behinderung. Ein Versuch psychoanalytisch-pädagogischer Beratung anhand des „Wiener Profils“ in der Arbeit mit einer geistig behinderten Frau.

Diplomarbeit, Universität Wien, 1993

Sageder, M., Tischina, R., Datler, W.:

Verstehen allein genügt nicht – Über Möglichkeiten und Grenzen psychoanalytisch-pädagogischen Handelns im Rahmen einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft.

In: Muck M., Trescher, H.-G. (Hrsg.): Grundlagen der Psychoanalytischen Pädagogik. Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 1993, 321-337

Datler, W., Bogyi, G.:

Psychoanalytisch-pädagogische Förderdiagnostik und Erzieherberatung: Das „Hampstead-Projekt“ Scheibenbergstraße 71. Unter Mitarbeit von Sageder, M. u.a.

In: Information. Zur Bildung und Fortbildung für Erzieher und Sozialarbeiter, hrsg. vom Jugendamt der Stadt Wien, 1991, Heft 1, 1991, 11-84

Gstach J., Datler W.:

Die Wiener Fassung des "Hampstead-Profils" nach Anna Freud: Das "Wiener Profil". Eine Kurzdarstellung.

In: Datler, W., Bogyi, G. u.a.: Psychoanalytisch-pädagogische Förderdiagnostik und Erzieherberatung: Das "Hampstead-Projekt" Scheibenberg-straße 71. Themenheft der „Information zur Bildung und Fortbildung für Erzieher und Sozialar-beiter“, 1991, Heft 1, 1991, 41-52

Netzer, I., Lange, R.:

„Über den Umgang mit Experten…“ Ein Service für PraktikerInnen, die mit externen BeraterInnen zusammenarbeiten wollen.

In: Information für Erzieher und Sozialarbeiter, 3, 1991, 21-32

Biedermann, I.:

Erstentwurf einer psychoanalytisch-pädagogischen Rahmenkonzeption der diagnostisch-beratenden Erzieherinterviews im Rahmen des Wiener Hampstead-Profils: Idealtypische Einzelschritte und handlungsleitende Theorien.

Diplomarbeit, Universität Wien, 1990

Jobst, A.:

Auf dem Weg zu einer psychoanalytisch-pädagogischen Rahmenkonzeption der diagnostisch-beratenden Erzieherinterviews im Rahmen des Wiener Hampstead-Profils: Erstentwurf und theoretische Grundlagen.

Diplomarbeit, Universität Wien, 1990

Datler, W., Bogyi, G.:

Zwischen Heim und Familie. Über Arbeitsmöglichkeiten und Arbeitsprobleme in heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Wohngemeinschaften.

In: Trescher, H.-G., Büttner, Ch. (Hrsg.): Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 1, 
Matthias-Grünewald-Verlag: Mainz, 1989, 10-31

Datler, W., Bogyi, G., u.a.:

Das „Hampstead-Projekt“ – Über die Zusammenführung von Lehre, Forschung und Erzieherbratung unter Einsatz der Wiener Fassung des „Hampstead-Profils“ nach Anna Freud. Ein erster Zwischenbericht.

Wien, 1989

Trummer, E.:

Anmerkungen zur Arbeit mit dem Hampstead-Profil in pädagogischer Absicht: Psychoanalytisch-pädagogische Grundsatzüberlegungen, Persönlichkeits­theoretische Erwägungen und weiterführende Fragestellungen.

Diplomarbeit, Universität Wien, 1988

Eichmann, W.:

Überlegungen zur Weiterentwicklung der psychoanalytischen Begriffsbildung im Anschluss an Roy Schafer. Diskutiert unter pädagogischem Aspekt.

Diplomarbeit, Universität Wien, 1987