Bilden und Heilen: Zum Verhältnis von Pädagogik, Psychoanalyse und Psychotherapie

Projektdurchführung (Habilitationsprojekt):

Univ.Ass. Dr. Wilfried Datler (Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Wien)

Kurzbeschreibung:

In fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen wird das Verhältnis zwischen Pädagogik, Psychoanalyse und Psychotherapie unterschiedlich bestimmt. Viele dieser Verhältnisbestimmungen sind zueinander widersprüchlich. Dies wird zum Anlass genommen, um das Verhältnis zwischen Pädagogik, Psychoanalyse und Psychotherapie, die vor dem Hintergrund psychoanalytischer Theoriebildungen vorgenommen wird, systematisch zu bestimmen.

In der Schrift „Bilden und Heilen“ wird in einer historischen Rekonstruktion gezeigt, dass die Entwicklung der Diskussion um das Psychoanalyse-Pädagogik-Verhältnis von zahlreichen Faktoren (etwa im Bereich der Institutionalisierung von Psychoanalyse) bestimmt war, die fernab eines systematischen Bemühens um eine Klärung des Begriffs von Pädagogik oder Psychoanalyse angesiedelt waren. Diese Entwicklungen unterstützten dessen ungeachtet die Tendenz, psychotherapeutische Praxis zusehends als nicht-pädagogische Praxis zu begreifen. Im Unterschied dazu wird in der Studie die These entfaltet und begründet, dass psychotherapeutische Praxis einen Spezialfall von pädagogischer Praxis (genauer: von heilpädagogischer Praxis) darstellt. Die Diskussion dieser These nimmt auf Überlegungen zur Theorie des psychoanalytisch-therapeutischen Prozesses sowie auf die Unterschiedlichkeit Bezug, in der in der gegenwärtigen Erziehungswissenschaft der Begriff der „Pädagogik“ sowie der Begriff der „Bildung“ bestimmt werden, der als der zentrale Begriff der Pädagogik ausgewiesen wird. Die Studie schließt mit der Diskussion der Frage, was vor dem Hintergrund der Studie unter „Psychoanalytische Pädagogik“ zu verstehen ist.

Projektdauer:

1991-1995

Veröffentlichung:

Datler, W.:

Bilden und Heilen. Auf dem Weg zu einer pädagogischen Theorie psychoanalytischer Praxis. Zugleich ein Beitrag zur Diskussion um das Verhältnis zwischen Psychotherapie und Pädagogik. Matthias Grünewald Verlag: Mainz, 1995 (1. Aufl.), 1997 (2. Aufl.) / Empirie Verlag: Wien, 2005 (3. Aufl.)

Weitere Veröffentlichungen, die aus dem Forschungsprojekt hervorgegangen sind:

Datler, W.:

Die psychoanalytische Behandlung – ein Bildungsprozess? Pädagogische Bemerkungen zur Reflexion von Lebensvollzügen in der psychoanalytischen Kur.

In: Fröhlich, V., Göppel, R. (Hrsg.): Bildung als Reflexion über die Lebenszeit. Psychosozial-Verlag: Gießen, 2006, 90-110

Datler, W.:

Was leistet Psychoanalyse für die Sonderpädagogik? Psychoanalyse ist mehr als eine Form von Psychotherapie.

In: Die neue Sonderschule 45, 2000, 165-176

Datler, W.:

Psychotherapie und Pädagogik.

In: Reinelt, T., Bogyi, G. & Schuch, B. (Hrsg.): Lehrbuch der Kinderpsychotherapie. E. Reinhardt: München u.a., 1997, 107-111

Datler, W.:

Psychotherapie und/oder Pädagogik?

In: Cahiers de Psychologie I: Prägen, Bilden und Heilen. Beiträge zur kindlichen Persönlichkeitsentwicklung, ihrer Störbarkeit und ihrer Heilung. Publications du Centre Universitaire de Luxembourg: Luxembourg, 1996, 79-95

Datler, W.:

Szenisches Verstehen, fördernder Dialog und psychoanalytisch-pädagogisches Handeln: Zum wissenschaftlichen Werk Hans-Georg Treschers.

In: Fördernder Dialog. Psychoanalytische Pädagogik als Handlungstheorie. Zum Gedenken an Prof. Dr. phil. Hans-Georg Trescher. (schritte ..., Heft 1/95, hsrg. v. F. Barth im Auftrag des Rektorats der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt). Bogen Verlag, Darmstadt, 1995, 25-47

Datler, W., Egger-Schmid-Noerr, A.:

Hans-Georg Treschers Veröffentlichungen über Psychoanalyse und Pädagogik. Zur Würdigung seines wissenschaftlichen Werkes.

In: Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 6, 1994, 162-182

Datler, W.:

Welchen Sinn kann es haben, zwischen Pädagogik, Heilpädagogik und Psychotherapie zu differenzieren?

In: Lehmkuhl, U. (Hrsg.): Verlaufsanalysen von Therapien und Beratungen (Beiträge zur Individualpsychologie 18). Reinhardt: München u.a., 1993, 11-169

Datler, W.:

Zur Frage nach dem Bildungsbegriff (in) der Psychoanalytischen Pädagogik. Eine Problemskizze unter Berücksichtigung der Frage, welchen Sinn es haben kann, an einer psychoanalytisch-pädagogischen Theorie der Bildung zu arbeiten und von einer psychoanalytischen Erziehungswissenschaft zu sprechen.

In: Trescher, H.-G., Muck, M. (Hrsg.): Grundlagen Psychoanalytischer Pädagogik. - Matthias Grünewald Verlag: Mainz, 1993, 100-129

Datler, W.:

Psychoanalytische Praxis, pädagogisches Handeln und psychoanalytische Kur: Einige problemgeschichtliche und systematische Anmerkungen über unklare Grenzen als Krise, Aufgabe und Chance.

In: Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 4, 1992, 11-51

Studien, die der Vorbereitung des Projekts dienten:

Datler, W.:

„Deutung in der Beziehung“ und „Deutung der Beziehung“? Einige kritische Anmerkungen zum psychoanalytisch-therapeutischen Prozeßdenken in der Individualpsychologie.

In: Lehmkuhl, U. (Hrsg.): Methoden und Prozeß individualpsychologischer Therapie und Beratung (Beiträge zur Individualpsychologie 15). Reinhardt: München u.a., 1992, 174-186

Datler, W.:

Allgemeine Rahmentheorie, individualpsychologische Identität und Spezialfall im Detail: Auf dem Weg zu einer Theorie des psychoanalytischen Prozesses II.

In: Zeitschrift für Individualpsychologie 17, 1992, 183-197

Datler, W.:

Apperzeption, Wiedererinnern und Neubeginn: Auf dem Weg zu einer Theorie des psychoanalytischen Prozesses.

In: Zeitschrift für Individualpsychologie 16, 1991, 247-259

Datler, W.:

Zur Bedeutung von Pädagogik, Heilpädagogik, Psychotherapie, Psychologie und Psychiatrie für die Arbeit des Erziehers. Oder: Von unmöglichen Grenzziehungen und deren Konsequenzen.

In: Behindertenpädagogik 29, 1990, 377-393

Datler, W.:

Emanzipation als Illusion. Eine Anmerkung zum psychoanalytischen/psycho¬therapeutischen Prozessdenken.

In: Psychologie im Gespräch 26, 1990, 55-61

Datler, W.:

Pädagogik, Dialog und Fremdbestimmung. Kritische Anmerkungen zum Problem der Selbst- und Fremdbestimmung (nebst einigen Bemerkungen zum Verhältnis der Psychoanalyse und Pädagogik).

In: Pädagogische Rundschau 42, 1988, 629-653

Datler, W.:

Vom Scheingegensatz zwischen Dialog und Fremdbestimmung. Thesenhafte Anmerkungen unter besonderer Bemühung psychoanalytischer Erwägungen.

In: Iben, G. (Hrsg.): Das Dialogische in der Heilpädagogik. Grünewald Verlag: Mainz, 1988, 142-148

Datler, W.:

Neuere Entwicklungen in der Individualpsychologie und erste Andeutungen zu deren Relevanz für Pädagogen.

In: Jugendamt der Stadt Wien (Hrsg.): Weiterentwicklung des individualpsychologischen Gedankengutes in Schule und Sozialarbeit. Jugend und Volk: Wien, 1988, 11-27

Datler, W.:

Psychoanalytische Repräsentanzenlehre und pädagogisches Handeln. Eine Anmerkung zu Zulligers Methode der „deutungsfreien Kinderpsychotherapie“ und deren möglichen Relevanz für Pädagogik.

In: Bittner, G. & Ertle, Ch. (Hrsg.): Pädagogik und Psychoanalyse. Beiträge zur Geschichte, Theorie und Praxis einer interdisziplinären Kooperation. Königshausen und Neumann: Würzburg, 1985, 67-80

Datler, W.:

Vom Tiefenpsychologiedefizit in der Arbeit mit geistig Behinderten. Illustriert am Fall des „imbezilen“ Martin.

In: Heitger, M. & Spiel, W. (Hrsg.): Interdisziplinäre Aspekte der Sonder- und Heilpädagogik. Reinhardt: München-Basel, 1984, 81-107

Datler, W.:

Vom Aufgabenfeld des Psychotherapeuten. Konvergenzen im psychoanalytischen und individualpsychologischen Neurosenverständnis und deren praxisrelevante Implikate.

In: Zeitschrift für Individualpsychologie 8, 1983, 146-155

Datler, W.:

Notwendigkeit und Grenzen der Kooperation zwischen Heilpädagogik und Psychotherapie.

In: heilpädagogik 26, 1983, 9-17

Datler, W.:

Was leistet Psychoanalyse für die Pädagogik? Ein systematischer Aufriss.

Jugend & Volk: Wien, 1983