Lessons Learned – Entwicklung eines Konzepts für die Förderung multimodaler Lesekompetenz in Österreich auf der Grundlage einer Analyse internationaler Erfahrungen

Projektleitung: Univ. Prof. Dr. Christian Swertz

MitarbeiterInnen: Mag. Clemens Fessler

AuftraggeberInnen: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

Dauer: 15.09.2009 - 15.02.2010

Inhalt:

Mit dem Begriff „Literacy“ werden im internationalen wissenschaftlichen Diskurs Konzepte entwickelt und diskutiert, die eine große Bandbreite an Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnissen im Umgang mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) behandeln, die zum „Lesen“ und „Schreiben“ im erweiterten Sinne des Verstehens und der Kommunikation von Bedeutungen mittels unterschiedlicher Medien befähigen sollen. Auf die Relevanz einer solchen Befähigung zum Lesen und Schreiben im erweiterten Sinn weist auch der Grundsatzerlass zur Leseerziehung des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur hin (vgl. BMUUK 1999). Unter Literacy werden in den neuen Literacy-Konzepten grundsätzlich drei Aspekte der kommunikativen Kompetenzen der Individuen in Bezug auf die Neuen Medien behandelt:

  1. technisch-praktische Fertigkeiten der Handhabung (von z.B. ehemals Stift und Papier als Schreibwerkzeuge, heute neuere Technologien und Medien)

  2. primäre-interpretative Fähigkeiten des Verstehens (primäres Verständnis der Symbole und Grammatik, heute auch nicht-alphabetische und multimediale „Medientexte“ verstehen)

  3. sekundäre-interpretative und kritische Fähigkeiten, Kenntnisse und Wissen (sinnverstehend Lesen, Kontexte für reflektierende Beurteilung und Rahmung des Textes miteinbeziehen können, heute z.B. Zusammenhänge über Produktion, Inszenierung, etc. medialer Kommunikation reflektieren)

    Ziel des Projektes "lessons learned" war die Recherche und Aufarbeitung des Internationalen Forschungsstandes zu den neuen Literacy-Konzepten mit dem Fokus auf der Definition eines integrativen Literacy-Konzepts (1) sowie der Analyse internationaler Erfahrungen zur Implementierung von Literacy-Unterricht mit Fokus auf den europäischen Raum (2).

    (1) Basierend auf der aktuellen Forschungsliteratur wurde ein Literacy-Konzept entwickelt, in dem die aktuellen Literacy-Konzepte zum Umgang mit neuen Medien bzw. IKT inbegriffen sind. Nur eine umfassenden Konzeption von Information- und Media Literacy im Sinne der Ausbildung von berufsbezogenen Kompetenzen einerseits und der Bildung des Menschen für einen reflektierenden Umgang mit den Medien andererseits wird der doppelten Aufgabe von Schule gerecht. Während Information Literacy mit ihrem problemlösenden Ansatz eher an ökonomischen Anforderungen orientiert ist, stellt die Media Literacy die kritische Reflexion und die Selbst- und Fremdwahrnehmung in den Mittelpunkt. Diese Differenzierung ist auch an den Überschneidungen im Bereich der Produktion und der Partizipation zu sehen. Während mit der Information Literacy eher die Produktion von Inhalten zu einem bestimmten, von außen vorgegebenen Zweck in den Mittelpunkt gerückt wird, hat für die Media Literacy der persönliche Ausdruck einen höheren Stellenwert. Für den Partizipationsanspruch stellt die Information Literacy das Auffinden und Verstehen von Informationen im Sinne des Informierens über politische, gesellschaftliche und ökonomische Zusammenhänge in den Mittelpunkt, während aus Sicht der Media Literacy die kritische Reflexion der medialen Darstellungen (Re-Präsentation) dieser Zusammenhänge einen höheren Stellenwert einnimmt.

    (2) Basierend auf der Analyse internationaler Erfahrungen zur Implementierung von Literacy-Unterricht im Sinne der Förderung multimodaler Lese- und Schreibkompetenzen, wurden Empfehlungen für eine nachhaltige Bildungspolitik zur Implementierung von Information- und Media Literacy formuliert. Auf die Relevanz der außerschulischen Entwicklung und Entfaltung von Literacy wurde verwiesen, da sie im Sinne von Literacy als sozio-kulturell bedingtes Phänomen bildungspolitisch zu berücksichtigen ist, aber nicht im Fokus dieser Studie lag. Die Vorschläge zur Förderung eines gelingenden Unterrichts im Sinne des erweiterten Literacy-Konzepts, wurden anhand des internationalen Forschungsstandes aus dem Bereich der New Literacy Studies (NLS), Media- und Cultural Studies sowie Studien aus europäischen Ländern und jüngeren Befunden aus Österreich erstellt. Die Vorschläge wurden jeweils in Bezug auf die Makro-, Meso- und Mikro-Ebene der Implementierung von Literacy im Unterricht formuliert. Auf der Makro und Mesoebene wurden gesetzliche, institutionelle und schulorganisatorische Rahmenbedingungen für die konkrete Unterrichtspraxis, die auf der Mikroebene stattfindet, beschrieben. Da Innovationen der Unterrichtskultur und -praxis immer auch von der politischen Gestaltung des Bildungswesens, der LehrerInnenaus- und -weiterbildung und der Schulentwicklung sind wurden der Schwerpunkt dabei besonders auf Makro- und Meso-Ebene gelegt. Die Ergebnisse des Projekts sind im Detail im Projektbericht nachzulesen.