Die Gesellschaft der Medienpädagogik.
Praktiken, Theorien und kreative Konzepte für menschliches Medienhandeln
Die Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik der DGfE wird in Kooperation mit der Sektion Medienpädagogik der ÖFEB durchgeführt und vom Arbeitsbereich Medienpädagogik im Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien in Kooperation mit dem Arbeitsbereich für Medienbildung, Informatische Bildung und Digitalität der PH Wien am
Donnerstag, den 19. und Freitag den 20. September 2024
an der Universität Wien organisiert.
Beiträge können bis zum 17.05.2024 unter https://conftool.erz.univie.ac.at/e/mp24 eingreicht werden.
Thema
In professioneller medienpädagogischer Arbeit, medienpädagogischer Sozialforschung und medienpädagogischer Theorieentwicklung kann, wie die Debatten im Rahmen der letzten Herbsttagung (https://www.fernuni-hagen.de/mpaed2023/tagungsthema.shtml) gezeigt haben, auf pädagogische Prinzipien und Prämissen zurückgegriffen werden. Dies ermöglicht, Medienpädagogik als eigenständiges Feld zu bestimmen. Diese Selbstbestimmung kann genutzt werden, um Medienkritik zu artikulieren und Mediengestaltung vorzunehmen. Medienpädagog:innen sind dabei nicht darauf angewiesen, utopischen Zukunftsprognosen oder apokalyptischen Vorstellungen zu folgen. Professionelle und forschende Medienpädagog:innen können statt dessen aktiv einen Beitrag zur Entwicklung einer als wertvoll ausgewiesenen Gesellschaft leisten und so menschliches Medienhandeln anregen.
Dafür müssen Medienpädagog:innen ihr kritisches und kreatives Vermögen so nutzen, dass sie sich aus der Reproduktion bestehender Verhältnisse lösen und sich – durchaus unter Berücksichtigung reproduktiver Bedürfnisse – so verstehen und gestalten, dass sie Anregungen zur Entwicklung einer menschlichen Gesellschaft vermitteln können, in der vernünftiges Handeln im Mittelpunkt steht. Damit kann zugleich das Problem bearbeitet werden, dass, frei nach Adorno, eine richtige Medienpädagogik in einer falschen Gesellschaft kaum möglich ist.
In den Mittelpunkt rückt damit die Frage, welche Gesellschaftsformen aus Sicht selbstbestimmter Medienpädagog:innen begründet werden können und mit welchen Methoden ein Beitrag zur Entwicklung medienpädagogisch wertvoller Gesellschaften im Blick auf menschliches Medienhandeln geleistet werden kann. Die Etablierung einer schönen medialen Kultur und die Gestaltung der Mediatisierung rücken damit in den Mittelpunkt. Das schließt die Gestaltung von medialen Infrastrukturen ebenso ein wie die vernünftige Gestaltung von Inhalten.
Damit sind vielfältige Forschungsfragen verbunden, wie z. B.:
Wie sollte die Öffentlichkeit aus medienpädagogischer Sicht gestaltet werden? Welche Alternativen zum derzeit vorherrschenden neoliberalen Modell von Öffentlichkeit, das Lippman 1922 mit entwickelt hat, sollten in der Medienpädagogik berücksichtigt werden?
Wie wird im Rahmen medienpädagogischer Forschung mit (wissenschaftlicher) Popularität umgegangen? Welchen Einfluss hat die öffentliche Meinung auf die medienpädagogische Forschung?
Welche demokratischen Praktiken sollten in der Medienpädagogik in den Mittelpunkt gerückt werden? Sollten Vorschläge wie die einer offenen oder einer deliberativen Demokratie in medienpädagogischer Praxis und Theorie aufgegriffen werden?
Welche Institutionen und Netzwerke sind für eine substantielle Verankerung der Medienpädagogik erforderlich? Sollten Medienpädagog:innen die Etablierung von staatlichen Medienschulen oder die Gründung eines wettbewerbsfähigen Medienpädagogikfranchise anstreben?
Mit welchen Forschungsmethoden kann einem menschlichen Medienhandeln entsprochen werden? Erfordert medienkompetentes Handeln auch die Kompetenz zur Verwendung von medienpädagogischen Forschungsmethoden?
Wie kann menschliches Medienhandeln als medienpädagogisches Ziel mit Algorithmen vermittelt werden? Sollte ein „Media Literacy by Design“ – Ansatz für die Entwicklung medienpädagogischer Software entwickelt werden?
Wie können Medienpädagog:innen einen Beitrag zu einem freien und friedlichen Zusammenleben aller Menschen leisten? Welche Auseinandersetzungen mit real existierenden Medienrealitäten sind dafür erforderlich?
Ist eine eigene Erkenntnistheorie der Medienpädagogik erforderlich, um die Ideologie der digitalen Kultur zu distanzieren und einen Beitrag für eine reiche Medienkultur zu leisten?
Entspricht das Medienrecht medienpädagogischen Prinzipien? Mit welchem Eigentumsrecht kann dem Ziel, pädagogisch wertvolles Medienhandeln anzuregen entsprochen werden?
Gibt es einen Konsens in der Medienpädagogik über die Antworten auf die vorherigen Fragen? Sollte es einen solchen geben?
Wir freuen uns über vielfältige Beiträge, vor allem über solche, die den Rahmen der aufgeworfenen Fragen sprengen.
Beiträge zum Doktorand:innenforum
Im Rahmen der Tagung organisiert das Junge Netzwerk Medienpädagogik ein Doktorand:innenforum für Wissenschaftler:innen in der Promotionsphase. Hierzu können auch vom Tagungsthema unabhängige Beiträge als Vorträge oder Posterpräsentationen eingereicht werden. Im Doktorand:innenforum werden den Beitragenden etablierte Wissenschaftler:innen aus der Fachgemeinschaft als Critical Friends zur Seite gestellt, die ihnen im Anschluss an ihren Beitrag (Vortrag: 15 Minuten; Posterpräsentation: 5 Minuten) ein kritisch-konstruktives Feedback zu ihrem Projekt und Hinweise für die weitere Arbeit geben.
Interessierte sind eingeladen, Abstracts bis zum 17.5.2024 einzureichen. Für das Doktorand:innenforum bitten wir im Rahmen des Abstract um die Angabe der Namen der aktuellen Betreuenden, eine Kurz-Vita (max. 500 Zeichen) und evtl. Wünsche für eine:n Critical Friend. Die Einreichung erfolgt über https://conftool.erz.univie.ac.at/