Demokratisierung der Psychiatrie im postjugoslawischen Raum

25.08.2025

Zeitraum: 01.10.2025 - 30.09.2029

Projektleiter: Bojan Bilic, PhD

 

Dieses Forschungsprojekt untersucht, wie Aktivist:innen im (post-)jugoslawischen Raum daran gearbeitet haben, die Psychiatrie humaner, demokratischer und gemeinschaftsorientierter zu gestalten. Nach dem Zerfall Jugoslawiens gerieten viele wichtige Bemühungen von Aktivist:innen in Vergessenheit – insbesondere jene, die darauf abzielten, die Gewalt in der psychiatrischen Versorgung zu verringern, die Macht großer psychiatrischer Kliniken infrage zu stellen und den Menschen, die mit psychischen Problemen leben, mehr Kontrolle zu geben. Diese Bemühungen blieben größtenteils unsichtbar, was zum Teil daran lag, dass die Psychiatrie in der Region oft eng mit autoritären und patriarchalischen Werten verbunden war. Anstatt kritische Ideen aus den Sozialwissenschaften und breiteren Aktivist:innenkreisen zu begrüßen, hat die Psychiatrie häufig konservative politische Agenden unterstützt und ihre eigene Rolle und ihre Annahmen nur selten infrage gestellt. Diese Studie lenkt die Aufmerksamkeit auf drei Wellen des Aktivismus: eine in den 1980er-Jahren, als Gruppen in Belgrad und Ljubljana versuchten, die Betreuung in die Gemeinden zu verlagern; eine während und kurz nach den Kriegen der 1990er-Jahre, als Fachleute in Bosnien und Herzegowina versuchten, Dienste außerhalb von Institutionen wieder aufzubauen; und eine jüngere Welle von 2000 bis 2020, als nutzergeführte und LGBTQ-Aktivist:innengruppen in Serbien und Kroatien alternative therapeutische Dienste schufen. Diese Forschung stützt sich auf Interviews, Dokumentenanalyse und direkte Beobachtungen von Konferenzen, Debatten und therapeutischen Gruppensitzungen. Durch die Fokussierung auf die Stimmen von Aktivist:innen, Nutzer:innen von Diensten und marginalisierten Gemeinschaften unterstreicht diese Studie deren Rolle bei der Forderung nach einer gerechteren psychischen Gesundheitsversorgung. Sie stellt auch den üblichen Fokus auf einzelne postjugoslawische Länder infrage, indem sie verfolgt, wie Menschen während und nach dem Zerfall Jugoslawiens grenzüberschreitend zusammengearbeitet haben.

Projekte © Universität Wien

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