Sparkling Science

„Mitten im Zweiten“

Geschichte und Gegenwart der Schule aus Sicht der Schülerinnen und Schüler

 

Seit September 2008 realisiert das Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien gemeinsam mit dem Sigmund Freud - Gymnasium und der Lauder Chabad - Schule ein innovatives Forschungsprojekt. Gefördert wird das Projekt durch die Initiative „Sparkling Science“ (Wissenschaft ruft Schule – Schule ruft Wissenschaft) des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung und es trägt den Titel „Mitten im Zweiten – Geschichte und Gegenwart der Schule aus Sicht der SchülerInnen“. Damit wird erstmals der Versuch gestartet eine echte Forschungspartnerschaft zwischen SchülerInnen, LehrerInnen und WissenschafterInnen herzustellen. SchülerInnen erhalten durch das Projekt nicht nur Einblicke in die Welt der Wissenschaft und Forschung, sondern werden auch aktiv in einen Forschungsprozess einbezogen. Die Zusammenarbeit von SchülerInnen, LehrerInnen und WissenschafterInnen verspricht vielfältige Synergien.

Noch nie wurde Schule von allen Seiten vermessen und bewertet wie heute. Von PISA bis zur nationalen Qualitätssicherung werden die Leistung und der Einsatz von SchülerInnen kontinuierlich untersucht. Geht es aber um die Meinungen und Absichten zum Thema Schule, wird die Stimme der größten Gruppen von Betroffenen, nämlich die der Schülerinnen und Schüler nicht beachtet. Selbst wenn sie gelegentlich direkt angesprochen werden, treten sie nur als Befragte und nicht als Fragende in Erscheinung.

Die Internationale Forschung zum Potential von Schülerinnen und Schülern als Forscherinnen und Forscher hat bislang wenig Spuren in der österreichischen Bildungsforschung hinterlassen. Das Projekt ist eines der ersten in Österreich, das SchülerInnen als Forschende ihrer eigenen Lebenswirklichkeit anspricht. Es werden verschiedene Modelle und Methoden des in Österreich weitgehend noch ungenutzten sozialwissenschaftlichen „student research“, der „peer evaluation“ und der historischen und vergleichenden Schulforschung in einen kontinuierlichen Projektzusammenhang gebracht, in dem Schülerinnen und Schüler (sowie die beteiligten Lehrkräfte) geeignete Forschungsmethoden kennen lernen und anwenden können.

Schülerinnen und Schüler erhalten mit diesem Projekt die Möglichkeit aktiv forschend tätig zu werden. Sie werden als selbständige, mündige Partner wahrgenommen, die mit gutem Grund eine eigene Meinung haben können und darüber hinaus erhalten sie die notwendigen Mittel, um über Schule und Schulentwicklung gemeinschaftlich nachzudenken und sich so eine fundierte, über die jeweilige Eigenerfahrung hinausgehende Meinung zu bilden.

Die Einbeziehung der SchülerInnenperspektive wird im Projekt auf zwei Ebenen verwirklicht: Zum einen werden Kinder über ihre Eindrücke und Wahrnehmungen zum Schulalltag beforscht, zum anderen werden sie selbst als ForscherInnen aktiv und können daher über ihre Rolle und ihre Forschungsergebnisse reflektieren. Damit kommt das „Peer-beforscht-Peer-Design“ (Nairn & Smith 2003) zum Tragen, welches weitaus validere Forschungsergebnisse liefern kann, als dies bei Erwachsenen Interviewern der Fall ist. Des weiteren besteht die Möglichkeit, dass durch den Einbezug der SchülerInnen in die Beschäftigung mit dem historischen Gewordensein der eigenen Schule neue Akzente in der Wahrnehmung der Schulgeschichte gesetzt werden, da diese „von innen“, von den Beteiligten, erforscht wird.

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt ist auf zwei Jahre angelegt und folgt einem zweistufigen Plan:

-         Zunächst werden in einem ersten Schritt Schülerinnen und Schüler die Schulwirklichkeit und die Geschichte ihrer Schule im Kontext der Geschichte ihres Stadtbezirkes erarbeiten. Besonders berücksichtigt sollen dabei die heterogene soziale und kulturelle Zusammensetzung der Schulen wie des Bezirkes werden.

-         In einem weiteren Schritt evaluieren die Schülerinnen und Schüler die Schulpraxis an einer Partnerschule im Bezirk nach einem vereinbarten Evaluierungsverfahren und unter Verwendung der Kriterien und Fragestellungen, die im ersten Schritt entwickelt werden.

Bei beiden Schritten erhalten die SchülerInnen eine gründliche Vorbereitung sowie Unterstützung durch Lehrkräfte und die beteiligten Forschungseinheiten. Beide Teilschritte lassen sich zum guten Teil auch als lehrplankonforme Unterrichtsprojekte realisieren.

Über die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Lehrkräften und den SchülerInnen hinaus wird die Entwicklung des Projektes und seiner Teilelemente (Kompetenzentwicklung, Schülerinteressen, Unterrichtserfahrungen) kontinuierlich mit erhoben werden, da über die konkrete Durchführung des Projektes hinaus ein Ziel die Entwicklung von Methoden und Modellen schüleraktivierender Forschung ist. Die Erfahrungen aus dem Projekt werden wissenschaftlich aufbereitet und zum einen in einer wissenschaftlichen Auswertung, zum anderen in Form von Modellszenarien für Schul- und Unterrichtsforschung unter Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern zusammengefasst.

 www.sparklingscience.at

Projektleitung:

Univ. Prof. Dr. Stefan T. Hopmann

Univ. Prof. Dr. Barbara Schneider-Taylor

ProjektmitarbeiterInnen:

Mag.a Helene J. Feichter

Mag.a Cornelia Habacher

Mag.a Bernadette Hörmann

Dr. Walter Kissling

Dipl. Päd. Mag. Martin Retzl

Sparkling Scientists (pdf)